7 Tipps, wie du mehr aus deinen
Mittagsstandorten herausholen kannst
31.01.2024
Welcher Food Trucker kennt es nicht?
Das Problem, an einem oder mehreren Mittagsstandorten nicht den Umsatz zu erzielen, den man sich wünscht bzw. bräuchte.
Was man im Kleinen als Ausrutscher bezeichnen könnte, kann einem langfristig das ganze Geschäft vermasseln.
Ich verrate dir, mit welchen sieben Tipps du das volle Potenzial aus deinen Standorten abschöpfen kannst.
Wenn du alle kennst, wirst du dir einen Klaps auf den Hinterkopf geben und dich ärgern, warum du nicht früher daran gedacht hast.
Aber bevor du nun Perlen vor die Säue wirfst und Mühe, Zeit und Zwiebelschweiß in den Aufbau eines Standorts steckst, den du besser gestern als heute vergessen solltest wie deine/n Ex, zunächst noch etwas Grundsätzliches.
Macht mein Standort überhaupt noch Sinn?
Grundsätzlich solltest du jedem Standort die Möglichkeit geben, zu wachsen. Das bedeutet, dass du nach zwei bis drei Misserfolgen nicht direkt den Standort wechseln musst. Außer natürlich, es war so katastrophal, dass du Minus gemacht hast. Denn wie du sicher aus deiner Kindheit (oder von deinen Kindern) weißt: Wer einen Schneemann bauen möchte, beginnt mit einem kleinen Schneeball.
Meinen ersten Standortwechsel habe ich bereits nach zwei Wochen durchgezogen.
120,00 und 129,00 € Umsatz sind einfach viel zu wenig. Meinen Stundenlohn wollte ich mir für diese zwei miesen Tage gar nicht erst herunterrechnen. Aber eine Ameise verdient wahrscheinlich mehr.
Dummerweise war genau das der Standort, von dem ich vor meinem Start dachte, dort würde es am Besten laufen: zentrale Innenstadtlage, Bürotower soweit das Auge reicht und massenhaft Trubel zur Mittagszeit.
Dumm nur: Es gab viel zu viel Konkurrenz an diesem Standort. Und gegen die 1,50 € Leberkassemmel-Fraktion kommst du halt mit deinem Food Truck nicht an.
Franz Eberhofer wäre vermutlich stolz auf diese Leute, ich konnte nur den Kopf schütteln.
Nun ja … wenn die das ihr ganzes Arbeitsleben so durchziehen, bauen sie sich ganz schnell ein zweites Standbein als Frührentner auf.
Du bist, was du isst …
Was habe ich daraus gelernt?
Diesen Standort zu wechseln, war die absolut richtige Entscheidung. Denn man kann die Leute nicht umpolen und wenn doch, dann nur mit sehr viel Aufwand. Das war es mir nicht wert. So ganz nebenbei kam langsam, aber sicher auch ein leichtes finanzielles Kribbeln auf, dass es Zeit wäre, dass der Rubel rollt.
Am neuen Standort lief es wesentlich besser. Der lag in der Münchner Peripherie, abseits von großer Konkurrenz.
Quintessenz: Wenn du kein Potenzial in einem Standort siehst, dann zieh die Reißleine. Je schneller, desto besser. Alles andere ist nur ein Darben auf Zeit.
Wenn du aber von deinem Standort glaubst, er bietet dir die Möglichkeit, dass du ihn umsatzmäßig in wenigen Monaten an den Punkt bringen kannst, an dem du ihn gerne hättest, dann helfen dir die folgenden 7 Tipps mit Sicherheit weiter.
1. Allow me to reintroduce myself, my name is ...
Werbung ist für viele ein Fremdwort. Wozu auch werben? Mein Angebot ist so gut, dass die Kunden von ganz alleine kommen.
Nein, das ist es in der Regel nicht.
Vor allem dann nicht, wenn dich noch keine Sau kennt. Woher soll die Menschheit wissen, dass du genau an diesem Tag mit genau deinem Food Truck an Standort XY stehst, wenn du es ihnen nicht sagst?
Um es ihnen zu sagen, musst du kein Marketing-Genie sein. Du musst auch nicht das Internet gewinnen oder eine Demo anzetteln.
Eigentlich ist das Wie gar nicht mal so schwer. Es reicht vollkommen aus, wenn die Menschen, die an deinen Standorten arbeiten (oder wohnen – wobei die Arbeitenden die besseren Kunden sind) Bescheid wissen.
Attention please !
Also schlendere von Firma zu Firma und stelle sicher, dass sie
a) wissen, wer du bist
b) wissen, was du anbietest
c) wissen, wann du kommst.
2. Schmeiß ihnen ein paar Krümel hin
Es ist unbestritten, dass man mit Rabatten und Sale-Aktionen Kunden akquirieren kann.
Wenn wir genau hinsehen, stellen wir fest, dass im Prinzip unser gesamter Einzelhandel nur noch aus Rabatten besteht.
40 Cent für die Zitrone im Discounter ist schon mal nen Radiospot wert …
Anmerkung - Vorsicht, keine Ironie: Den Supermärkten geht es hier nicht darum, durch diesen Spot möglichst viele Zitronen zu verkaufen. Ich meine – welcher Mensch kauft wirklich viele Zitronen? Sondern den Discountern geht es fast immer darum, dich einfach an ihren Namen zu erinnern (und dass du besser heute einkaufen gehen sollst, wobei du dann natürlich nicht nur eine Zitrone, sondern einen ganzen Einkaufswagen mit nach Hause nimmst). Man nennt das „Markenerinnerung“, das kann dir mehr oder weniger erstmal Worscht sein.
Aber mal ehrlich – wer kauft noch Kleidung, wenn sie nicht im Sale ist?
Wer kauft eine Küche, wenn sie nicht mindestens 70 % reduziert ist (von der unverbindlichen Preisempfehlung, die vermutlich ein Kind mit dem Finger in den Sand gemalt hat).
Wer kauft noch ein Auto, wenn er dafür keine Neukunden-Prämie oder irgendeinen Bonus bekommt?
Rabatte sind eine Plage.
Nichtsdestotrotz können sie dir kurzfristig dabei helfen, deinen UMSATZ in die Höhe zu schrauben.
Wenn ansonsten gar nichts mehr oder zu wenig geht. Dann könntest auch du auf diesen Sale-Zug aufspringen.
Achte jedoch darauf, dass es kein Dauerzustand wird.
Aus zwei Gründen.
Erstens: Preiskäufer sind verdammt unloyal. Wenn sie nur aufgrund des Rabatts kaufen, sind sie schneller weg als du blinzeln kannst, wenn du die Rabatte streichst.
Zweitens: Rabatte belasten deinen Gewinn. Ein hoher Umsatz bringt dir einen feuchten Lappen, wenn dabei am Ende nichts für dich rausspringt.
3. Pack das virtuelle Megafon aus
Wenn du schon nicht aktiv an deinen Standorten wirbst, so solltest du doch zumindest in der digitalen Welt darauf aufmerksam machen, wo man dich finden kann (Keine Angst – die Schutzgeldbarone finden dich auch, wenn du keine Standorte veröffentlichst).
Mit Social Media (SM) alleine ist es nicht getan. Abgesehen davon, dass von einem SM-Post davon genauso viele Menschen Wind kriegen wie wenn du einen Zettel vor deine Haustür legst, sollte das nicht dein Kommunikationskanal der ersten Stunde sein.
Das heißt, veröffentliche deine Standorte vor allem auf deiner Website. Am Besten unter Einbettung von Google-Maps-Karten.
4. Deine Schnitzeljagd
Obwohl deine Interessenten theoretisch wissen könnten, dass du heute bei ihnen vor Ort bist, kann es sein, dass sie es vergessen haben. Also mach deine eigene Markenerinnerung, indem du rund um deinen Standort Schilder / Beachflags aufstellst – mit deinem Logo oder deinen Speisen und einem Pfeil.
Das ist insbesondere dann sinnvoll, wenn dein Stellplatz unauffällig ist, z.B., wenn du in einem Hinterhof stehst.
Was für deinen Food Truck gilt, gilt auch für Werbetafeln: Du darfst sie nicht einfach so ohne Genehmigung auf öffentlichem Grund platzieren. Also such dir private Alternativen. Das geht schneller und ist mit einem kurzen „Darf ich …?“ meist geklärt.
Neben der Erinnerung, dass du heute am Start bist, ist ein großer Vorteil von Wegweisern, dass du damit auch Laufpublikum abgreifen kannst. Menschen, die dich eben noch nicht kennen und / oder gerade zufällig in der Nähe sind.
5. Wo ist die 1 A-Lage?
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es sich lohnt, nochmal nachzufragen, wenn du der Meinung bist, dein Food Truck Stellplatz wäre zu versteckt.
Wenn z.B. der Stellplatz, den man dir zugewiesen hat, im Inneren eines kleinen Bürokomplexes liegt, aber auf der Straßenseite die wirklich dicken Fische auf dich warten, frag nach, ob du dort stehen könntest.
Im besten Fall ist dein Stellplatz so gut einsehbar, dass man dich bereits aus wenigen Hundert Metern schon erkennt.
Fragen kostet nichts außer Mut und wenig Zeit. Aber das ist es in diesem Fall wert.
Als ich bei einem Standort in den ersten Wochen nicht wirklich glücklich mit dem Umsatz war, habe ich genau das gemacht.
Wie wär's mit einer Gute-Nacht-Lektüre?
Ich hab gefragt, ob ich anstatt im Hinterhof nicht lieber zur Straßenseite hin stehen könnte. War kein Problem und hat den Umsatz von jetzt auf gleich um 30 % gesteigert.
„Du bist neu hier, oder? Hab dich noch nie gesehen“, sagten einige Neukunden.
„Nicht ganz. Ich stand bisher nur immer auf der Rückseite.“
„Aaaaaah!“
6. Heute wie immer, nur anders
Du hast nur wenige verschiedene Gerichte auf deiner Speisekarte? Gut. Sicher nicht verkehrt.
Das Blöde: Irgendwann können deine Kunden die Speisen nicht mehr sehen. Sie wünschen sich ein bisschen mehr Abwechslung.
Wenn du, wie die meisten Trucks, einen wöchentlichen Rhythmus bei deinen Standorten pflegst, aber nur wenig Abwechslung anbietest, wirst du es schwer haben, dass deine Kunden wirklich auch jede Woche zu dir kommen, weil sie heiß darauf sind, was du heute Geiles aus dem Hut zauberst.
Dann ist es nichts Besonderes mehr und wird irgendwann ein Trott.
Und wer lebt schon gerne in oder mit einem Trott?
Also: Waaaahaaas wiiiiillst duuu tuuuuuuun?
Mach’s dir einfach und bring ein bisschen frischen Wind in deine Speisekarte. Wie wäre es z.B. mit einem Wochengericht oder Specials zu bestimmten Anlässen (wie Jahreszeiten, Feiertagen, besonderen Events wie der Fußball-WM/EM, etc.)?
Vorausgesetzt natürlich, du hast genug Pfeile im Köcher. Wenn du nach zwei Wochen dein ganzes Pulver an Variation verschossen hast, dann ist das alles andere als kreativ.
7. Mit Karte bitte
Ich erinnere mich an die Zeit, in der ich noch selbst aktiv im Mittagsgeschäft unterwegs war. Hach, das waren noch Zeiten … Ich vermisse das morgendliche, stressbedingte Magenziehen zur Rush Hour.
Nichtsdestotrotz habe ich mir damals gesagt: Kartenzahlungen brauchst du nicht.
Und in den ersten Jahren habe ich sie wirklich nicht gebraucht. Die Leute haben stets auch was Bares dabei gehabt. Die zwei Hanseln im Monat, die nichts Bares dabei hatten und sich nichts von ihren Kollegen leihen konnten, konnte ich verkraften.
Die Formel zum Erfolg
Über die Jahre hinweg habe ich aber gemerkt, dass es immer mehr wurden, die gerne mit Karte zahlen wollten. Auf mein „Tut mir leid, das geht leider nicht“ folgte dann ein Augenkullern, wie ich denn so oldschool sein kann.
Meine Stammkunden wussten das natürlich. Ihnen war klar, dass man beim Sepp erst gar nicht fragen braucht, wie es mit der Plastikwährung aussieht. Sie nahmen immer brav ihre Scheinchen und Münzchen mit. Dennoch waren es nicht mehr nur die zwei Hanseln im Monat, die ausschließlich mit Karte zahlen wollten / konnten. Sondern eher so zwei bis fünf am Tag. Das konnte ich zwar auch noch verkraften, tat aber ehrlicherweise schon mehr weh.
Auch wenn man in Deutschland für sehr lange Zeit ein Verfechter des Bargelds war, so hat Corona die Karten nochmal neu gemischt.
„Aus Sicherheitsgründen“.
Und siehe da: Plötzlich wird fast jeder Kleinbetrag nur noch mit Karte beglichen. Und da pack ich mich an die eigene Nase. Aber ist eben bequemer, nicht ständig zur Bank rennen zu müssen, um Geld abzuheben, sondern die Bank auf 86 x 54 mm einfach mit dabei zu haben.
Mir war zu dem Zeitpunkt allerdings schon klar, dass ich mich in sehr absehbarer Zeit aus dem Mittagsgeschäft und freien Verkauf verabschieden werde. Von dem her stand für mich auch fest, dass ich auf meine alten Mittagstage keine Kartenzahlungen mehr einführen werde.
Wäre ich heute noch mittags unterwegs und darauf angewiesen, dass ein Kauf nicht aufgrund der Zahlungsart abgewickelt werden kann, würde ich allerdings nicht mehr zögern.
Nun bist du am Ende angelangt. Ich hoffe, du konntest etwas Nützliches für dein Food Truck Geschäft mitnehmen.
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