So kommst du mit deinem Food Truck gut durch den Winter
28.10.2025
Der Winter hat so manche unangenehme Überraschung parat. Mal ist es in Sekundenbruchteilen spiegelglatt, mal schneit es über Nacht einen halben Meter, mal springt der Motor nicht an.
Doch das alles ist kein Grund zur Panik. Wenn du gut vorbereitet bist.
In diesem Artikel möchte dir zeigen, wie du dich und deinen Food Truck für die Herausforderungen der kalten Jahreszeit wappnest.
Wir beginnen mal mit dir.
"Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung"…
Herr Gott, wie ich diesen scheiß Satz als Kind gehasst habe.
Natürlich gibt es beschissenes Wetter, bei dem man keinen Fuß vor die Tür setzen mag. Auch nicht im beheizten Taucheranzug.
Wenn es in den Winter übergeht, ist das Wetter nicht selten allzu bescheiden. Deshalb beginnen wir mal mit dem einfachsten Kleidungsgegenstand: einer Regenjacke.
Eine wasserdichte Jacke solltest du eigentlich immer dabei haben. Nicht nur im Herbst, auch im Sommer. Denn obwohl du den größten Teil deines Arbeitstages im trockenen Truck stehst, gibt es Momente, in denen du raus musst: z.B. zum Aufbau.
Wann du das machst, kannst du dir selten frei aussuchen. Du musst es zu einer bestimmten Zeit machen, weil du sonst nicht fertig wirst. Und wenn es dann gerade aus Eimern gießt, du aber keine Regenjacke dabei hast, ist die nächste Erkältung vorprogrammiert. Damit einher gehen eventuelle Umsatzausfälle.
Ebenso möchtest du nach dem Verkauf / Event nicht noch eine Stunde mit dem Abbau warten, weils grad pisst wie sau. Wäre blöd, wenn du krank wirst oder sinnlos deine Zeit verschwenden musst, nur weil du keine Regenjacke dabei hattest.
Und sollte es kälter sein als Regenjackenwetter, dann benötigst du selbstverständlich eine dicke wasserdichte Winterjacke.
Selbstredend.
Aber die Jacke alleine ist nicht alles. Ich rücke dann immer an wie eine Zwiebel. Also nicht vom Geruch. Sondern von den Kleidungsschichten her.
Wenn es so richtig kalt ist, trage ich unter der normalen Hose eine lange Unterhose und über der normalen Hose meine Snowboardhose (Ich fahre übrigens kein Schnobort und auch kein Ski. Nur Schlitten.).
Oben habe ich ein Unterhemd, ein T-Shirt, einen Longsleeve und einen warmen Pulli, darüber die Winterjacke. Schaltuch und Mütze sind wieder selbstredend.
Jetzt kommen wir zum Casus Knacktus: dem Schuhwerk.
Sie mögen zwar nicht der letzte Schrei auf der New Yorker Fashion Week sein, dafür sind sie aber die wirklich einzigen Schuhe, in denen ich noch nicht mal ansatzweise kalte Füße bekommen habe: Moon Boots. Und zwar die richtig klobigen Dinger, die ich bereits als Kind tragen musste.
Scheiß drauf, wie sie aussehen, sieht vor dem Truck eh keiner. Aber ohne Witz … sie sind wie ein weiches, warmes Bett für die Füße. Ich bin mir zwar nicht so sicher, wie ergonomisch korrekt diese Teile sind, aber sie halten auch bei fetten Minusgraden warm. Und das ist mir für die paar Tage im Winter, in denen ich sie brauche, wichtiger als deren Ergonomie.
Kann auch als Lektüre
vor dem Kamin genutzt werden
Letzten Winter wurde in einer Food Truck WhastApp Gruppe etwas von beheizbarer Wäsche gepostet.
Hmm, ja, hört sich erstmal nicht so schlecht an. Und für diejenigen, die auch im Winter tagtäglich für mehrere Stunden im Food Truck verweilen, wäre das vielleicht eine Idee. Aber mir reicht die oben beschriebene Kleidung plus Moonboots völlig aus.
Und dann gibt es da ja noch beheizbare Matten, die man in den Truck legen könnte. Auch hiermit habe ich keine Erfahrung.
Hab auch nicht vor, mir welche zuzulegen. Hätte irgendwie immer die Sorge, über das Kabel oder die Matte selbst zu stolpern.
Und wie geschrieben … für mich nicht notwendig. Ist auch totale Engergieverschwendung, wenn alles nach draußen verpufft.
Das wär es soweit, was deine persönliche Wappnung für den Winter betrifft.
Warme Getränke dazu und gut ists.
Kommen wir jetzt zu den wirklichen Problem für deinen Food Truck und den ganzen Geschichten, die dir deinen Arbeitstag unnötig erschweren.
Wir beginnen mit der Schwachstelle eines jeden Autos im Winter:
Die Starterbatterie
Wer kennt es nicht …
Man sitzt im klirrend kalten Auto, möchte gar nicht das Lenkrad berühren und bibbert beim Drehen des Schlüssels im Zündschloss.
Und es kommt nur ein kraftloses Öckel-öckel. Oder eher ein ööööhh hh hhh ckel .... ö ö öö ck
Sekunden später ist einem vor lauter Aufregung gar nicht mehr so kalt.
Oh nein, komm schon, spring an!
Man registriert, dass das niemals etwas wird.
Kälte ist der größte Feind jeder Starterbatterie. Natürlich neben über die Nacht angelassenen Verbrauchern, wie z.B. der Beleuchtung.
Tritt beides in Kombination ein (Kälte und Licht angelassen), kannst du so gut wie sicher sein, dass die Batterie am nächsten Tag nicht mehr stark genug ist, um den Motor zu starten.
Je nach Alter und Zustand der Batterie, kann es aber auch sein, dass schon ein paar Tage Kälte ausreichend sind, dass nichts mehr geht.
Damit dein Food Truck morgens anspringt, solltest du:
- Vor dem Verlassen des Fahrzeugs checken, ob alle Verbraucher aus sind.
- Deine Batterie mit einem geeigneten Ladegerät regelmäßig laden, wenn dein Truck für längere Zeit stillsteht.
- Auf alle Fälle ein Überbrückungskabel im Truck haben, um im Notfall schnell eine Lösung finden zu können.
- Von Zeit zu Zeit die Funktionstüchtigkeit deiner Batterie checken lassen und bei häufiger auftretenden Problemen ggf. die Batterie wechseln.
Wenn du merkst, dass deine Batterie regelmäßig Probleme hat ... hol dir eine neue, bevor du deswegen riskierst, einen Umsatzausfall zu erleiden. Man kann sie leicht selbst wechseln und eine solide Starterbatterie kostet wahrlich kein Vermögen.
Ich habe mir zusätzlich zu einem Überbrückungskabel einen Jump-Starter zugelegt. Benötigt habe ich ihn bisher noch nicht und dementsprechend auch noch keine Erfahrungswerte.
Schütz dein Auto vor Frost
Neben einer zu schwachen Batterie kann dir auch der allnächtliche Frost ziemlich auf die Nerven gehen. Insofern du nicht den Luxus hast, deinen Truck indoor zu parken, kannst du einer zugefrorenen Scheibe ziemlich einfach vorbeugen, indem du die Windschutzscheibe abdeckst.
Es gibt Abdeckungen, die groß genug sind, um sämtliches Glas im Frontbereich abzudecken. Natürlich gibt es auch Überzüge, die du über den kompletten Truck stülpen kannst, aber das ist für den täglichen Gebrauch vielleicht etwas aufwendig. Ich persönlich empfinde es als völlig ausreichend, die Scheiben abzudecken.
Nun hast du womöglich ein älteres Gefährt, dass – wie meins – nicht mehr so sonderlich gut isoliert ist.
Je nach Feuchtigkeit, Kälte und Standzeit kommt es dann manchmal vor, dass die Scheiben auch von innen frosten. Trotz äußerer Abdeckung.
Wenn man das abkratzt, schneit es von innen. Auch das ist nervig und so richtig gut sieht man danach auch nicht. Denn sobald der Motor an ist, beschlagen die Scheiben sofort wieder.
Sollte ich einmal früh losmüssen, schnappe ich mir zwei 5 Liter-Wasser“tanks“ (eigentlich sind es einfach nur diese PET-Dinger, die man im Großhandel mit frischem Wasser bekommt) und fülle sie mit heißem Wasser (kein Kochwasser – nur so heiß, wie es aus der Leitung kommt).
Diese lege ich dann etwa ein bis zwei Stunden vor der geplanten Abfahrt auf die Armatur (Unbedingt sicherstellen, dass die Dinger nicht auslaufen!).
First aid needed for starting your Food Truck?
Und schon ist nichts mehr gefroren, wenn ich einsteigen will.
Mal hab ich Glück und es nicht mal mehr beschlagen, mal hilft dann ein einfaches Trockenwischen und es kann losgehen.
Auf gar keinen Fall solltest du heißes Wasser auf deine gefrostete Windschutzscheibe kippen. Ich denke, es ist selbstredend, was dann passieren kann.
Leg dir lieber ein Enteiser-Spray zu und achte darauf, dass der Frostschutz in deinem Scheibenwasser nicht zu sehr verdünnt ist. Die richtige Mischmenge findest du auf dem Etikett.
Ein Frostschutz muss übrigens auch in den Kühlkreislauf deines Motors. Hierfür gibt es spezielle Messgeräte, die dir anzeigen, ob das Mischverhältnis stimmt.
Kauf dir aber ja nicht das billigste Teil. Mir selbst ist es schon einmal passiert, dass mir diese dilettantisch verarbeitete Pipette des Messgeräts abfiel und in den Tiefen des Kühlwassertanks verschwand. Die Floskel "Fischen im Trüben" bekam hier eine ganz neue Bedeutung. Im Endeffekt hat es mich viel Zeit gekostet, dieses Teil wieder rauszubekommen.
Richtig schlecht ist es auch, wenn du das Frisch- und Abwasser bei eisigen Temperaturen in deinen Tanks lässt. Vor allem bei länger anhaltenden Minustemperaturen kannst du davon ausgehen, dass alles gefriert und im blödesten Fall auch noch die Behälter platzen und hinüber sind.
Solltest du, wie viele Trucker, eine Tauchpumpe für die Wasserzufuhr verwenden und diese einmal in einem Eisklotz festfrieren, kannst du dir höchstwahrscheinlich direkt eine neue bestellen. Ist zwar kein finanzieller Weltuntergang, aber da es vermeidbar ist, völlig unnötig.
Die meisten Tauchpumpen haben kein Problem damit, für kurze Zeit auch trockenzulaufen. Es empfiehlt sich also nicht nur, die Wassertanks abends nach der Schicht auszuleeren, sondern auch ebendies zu tun: Die Pumpe kurz trocken laufen lassen, wenn sie das abkann.
Warme Küche + kalte Außenluft = Kondenswasser.
Kondenswasser führt schnell zu Schimmelbildung, Korrosion und ggf. Rutschgefahr auf dem Boden.
Ich nehme mal an, dass dein Food Truck über ausreichende Lüftungsschlitze verfügt … Dennoch kannst du im Winter beim Kochen Kondenswasser eigentlich nicht vermeiden.
Hierfür gibt es spezielle Luftentfeuchterkissen, die Calciumchlorid-Granulat enthalten. Diese absorbieren die Feuchtigkeit aus der Luft. Im Truck hab ich sie bisher nicht verwendet, im PKW schon.
Logisch: Winterreifen und eine funktionierende Scheibenwischeranlage
In Deutschland gibt es – anders als zum Glauben der Allgemeinheit – keine pauschale Winterreifenpflicht.
Winterreifen sind dann Pflicht, wenn die Straßenverhältnisse entsprechend sind. Also bei vereister Fahrbahn, Schneeglätte, usw. Wenn du dann mit Sommerreifen unterwegs bist, drohen Bußgelder.
Winterreifen müssen seit Ende 2024 mit dem Schneeflocken- / Alpine-Symbol gekennzeichnet sein.
Haben die Reifen dieses Symbol nicht, darfst du damit auf winterlichen Straßen nicht mehr fahren.
Wer dem ganzen Winter- und Sommerreifen-Gewechsel entgehen will, der holt sich direkt Ganzjahresreifen mit Alpine-Symbol. Und fertig ist die Geschichte.
Damit du irgendwann den Luxus hast, nur noch auszurücken, wenn du Lust hast:
Ein Bereich im Auto - oder besser am Auto - auf den man sich im Winter verlassen können muss, ist die Scheibenwischeranlage.
Wenig ist schlimmer als im Blindflug unterwegs zu sein. Von dem her gilt es, das Scheibenwasser (mit Frostschutzmittel) regelmäßig zu prüfen und nachzufüllen, sowie poröse und schmierende Scheibenwischerblätter zu wechseln. Das geht ziemlich einfach und ist schnell erledigt.
Sollten die Scheibenwischer doch mal festgefroren sein, solltest du es tunlichst vermeiden, den Scheibenwischer zu aktivieren.
Im blödesten Fall geht dir dabei das Scheibenwischergestänge oder der Scheibenwischermotor über den Jordan.
Also immer zuerst von Eis befreien und ggf. mit Enteiserspray nachhelfen.
In jedem Fall verschleißen aber deine Wischerblätter ziemlich schnell, wenn sie über die ungekratzte Winschutzscheibe wischen.
Für deine Standorte gerüstet sein
Doch nicht nur deine Kleidung und dein Truck können dir im Winter einen Strich durch die Rechnung machen, sondern auch die Gegebenheiten an deinen Verkaufsstandorten.
In der Zeit, in der ich noch im freien Verkauf tätig war, hatte ich diesbezüglich mit so einigen Widrigkeiten zu kämpfen: festgefrorene Absperrpoller, sodass ich nicht aufs Gelände fahren konnte, spiegelglatte Flächen vor dem Truck, sodass die Kunden womöglich ausrutschen, zugefrorene Vorhängeschlösser am Stromkasten, usw.
Das alles hat mich Nerven gekostet und mich zusätzlich gestresst, nachdem ich ohnehin gehetzt im Winter-Schneckenlauf den mittleren Ring gemeistert hatte.
Klar, es sind Dinge, die man nicht immer auf dem Schirm hat. Um dem vorzubeugen, solltest du grundsätzlich bei eisigen Temperaturen ein bisschen mehr Vorlaufzeit einplanen. Denn nicht nur solche Hindernisse vor Ort, sondern auch die Hinfahrt können dir deine kostbare Zeit rauben. Kaum fällt die erst Schneeflocke, vergessen viele, dass sie eigentlich Auto fahren können. Es gibt mehr Verkehr auf den Straßen, weil viele keinen Bock haben auf die störungsanfällige Bahn umzusteigen oder sich auf dem Rad den Arsch abzufrieren. Das alles solltest du auf dem Schirm haben.
Um mich für die unerfreulichen Herausforderungen an den Verkaufslocations zu rüsten hatte ich im Winter immer folgende Utensilien mit dabei: Schneeschaufel und ein Eimerchen Kiess. Natürlich liegt es in der Verantwortung des Grundstückeigentümers, dass die Fläche, auf der du stehst, geräumt und sicher ist. Außer ihr habt etwas anderes vereinbart … Aber verlassen kannst du dich nicht drauf. In der Praxis wird ziemlich oft drauf gepfiffen. Daher: Selbst ist der Food Trucker.
Ebenso solltest du immer ein Feuerzeug griffbereit haben. Damit kannst du das Problem mit den zugefrorenen Vorhängeschlössern schnell lösen. Denn nicht selten sind Vorhängeschlösser mal festgefroren, z.B. vom Stromkasten deines Standorts.
Denk auch an dein Menü
Auch dein Speisenangebot sollte "winterfest" sein.
Während es im Sommer gerne mal leicht und kühl sein darf, gilt für den Winter eher das genaue Gegenteil: herzhaft und heiß.
Im Winter hat nun mal nicht jeder Bock auf einen kalten Salat.
Wenn du also ausschließlich kalte Speisen anbietest, solltest du es vielleicht überdenken, ob diese auch im Winter funktionieren und falls nicht, dein Speisenangebot entsprechend erweitern oder tauschen. Das heißt natürlich nicht, dass du alles über den Haufen werfen sollst. Deine Handschrift muss immer erkennbar bleiben.
Also dann … mach dir in der kalten Jahreszeit heiße Gedanken – der nächste Sommer kommt … vielleicht.
Vielleicht wird es auch ein Sommer wie 2025. Dann kommt der nächste Sommer nicht. Oder nur für 4 Wochen und davor und danach ist Herbst-Winter. Aber jetzt weißt du ja, was du tun sollst.
Solltest du generell eher zur Sorte Prepper zählen (im übertragenen Sinn), könnte dieser Artikel für dich hilfreich sein: Mit diesem Pannenset bist du mit deinem Foodtruck für (kleinere) Notfälle gerüstet.
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