Food Truck Beratung
Erfolgreich ins Streetfood Business starten!

Sortimentswechsel – kann das gut gehen?

27.03.2022

Du warst felsenfest davon überzeugt, dass deine Food Truck Idee und deine Produkte voll einschlagen werden. Aber irgendwie war das nicht der Fall. Nun stellt sich die Frage, ob aufgeben, weiterversuchen oder etwas ändern?

Wenn du nach 1 - 1,5 Jahren feststellst, dass dein Konzept einfach nicht so richtig aufgehen will, weil du mittags und auf Veranstaltungen zu wenig verkaufst und du gar nicht bis selten für ein Catering gebucht wirst, dann wäre es vielleicht an der Zeit, deine Produktpalette zu überdenken.

Eine zu spitze Positionierung findet oft nicht genügend Abnehmer

Um mal aus meiner eigenen Erfahrung zu sprechen … ich hätte es mir am Anfang wesentlich einfacher machen können und zwar indem ich auch Speisen mit Fleisch anbiete. Mein Ursprungskonzept umfasste gesunde Hauptspeisen aus aller Welt, sättigende Salate, die keine 0815-Blattsalate waren, und Bratlinge. Alles vegetarisch bzw. ein Teil davon auch vegan. Am Anfang damit Fuß zu fassen, war gar nicht mal so einfach. Viele sprechen zwar immer von gesunder Ernährung und behaupten, dass sie äußerst viel Wert darauf legen. In der Realität sündigen sie ernährungstechnisch dann doch häufiger, als es ihnen lieb wäre. Und auch wenn viele behaupten, sie essen nur selten Fleisch, stimmt das dann ebenfalls nicht immer.
Meine Herausforderung bestand also darin, Speisen anzubieten, die nicht als Konkurrenz zur fleischlastigen Fast Food Ernährung wahrgenommen werden, sondern als Alternative. Man sollte sich nicht ein für alle mal zwischen gesund oder ungesund entscheiden müssen. Die Dosis macht bekanntlich das Gift …


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Das Geheimnis lüften

Also stellte ich nach ein, zwei Monaten fest, dass ausschließlich gesund nicht die Lösung war. Da ich von Anfang an ein wöchentlich wechselndes Speisenangebot hatte, konnte ich mich ganz unverbindlich herantasten, was gut funktioniert und was weniger gut ankommt bzw. zu wenige Abnehmer findet. Und in der Regel waren es die üppigen Sachen, wie Käsespätzle oder Burger, die am besten ankamen oder anders gesagt, trotz dann doch meiner Positionierung als vegetarischer und veganer Truck die breite Masse angesprochen haben.

Die Zeiten haben sich geändert

2016 haben eben noch viele einen weiten Bogen um einen fleischlosen Truck gemacht. Heutzutage sind fleischlose Foodtrucks keine Seltenheit mehr. Aber Fleisch anbieten wollte und konnte ich natürlich nicht. Dann hätte ich meine Seele verkauft, es wäre extrem unglaubwürdig rübergekommen und wahrscheinlich wären mir die paar wenigen überzeugten Vegetarier dann auch abgewandert.

Ich erinnere mich noch an die Empörung über ein einst vegetarisches/veganes Hotelrestaurant in München, das plötzlich Fleisch- und Fischgerichte auf die Karte setzte, damit die ganzen Hotelgäste im Haus speisen und nicht die umliegenden Restaurants aufsuchen, die Fleisch anbieten. Ohne Witz, da gab es einen richtigen Shitstorm in den sozialen Medien, vor allem in den veganen Facebook Gruppen. Auch die Bewertungen auf Google sanken ins Bodenlose. Schlechte Bewertungen wurden nur aus dem Grund vergeben, dass anscheinend so manch ein Veganer es als Tabubruch ansah, dass das Hotelrestaurant nun auch Fleisch und Fisch anbot. Mit tat es Leid, das mitanzusehen, zumal ich selbst gerne in das Restaurant gegangen bin (auch noch, als es Fleisch und Fisch gab). Und eine gewisse Portion Heuchelei war wohl auch im Spiel – denn wenn man diese Facebook Gruppen über einen längeren Zeitraum beobachtet, wird deutlich, dass eben nicht nur in rein veganen Einrichtungen gegessen wird. Ganz im Gegenteil: Sobald ein bayrisches Wirtshaus ein veganes Gericht auf die Speisekarte setzt, wird dies gefeiert und lobgepreist, als gäbe es kein Morgen mehr. So viel dazu.

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Wie man sieht, sind 180 Grad Wendungen eigentlich so gut wie gar nicht möglich. Denn es steckt ja auch immer mehr dahinter als die bloßen Speisen, für die ein Food Truck steht. Auch ein Food Truck und die Leute, die im Food Truck stehen, strahlen Werte aus.
Wenn man nun irgendeinen Wechsel vornimmt, geht das oft auch mit einer Neugestaltung der Lackierung bzw. Folierung einher. Denn wenn auf dem Wagen Brathendl draufsteht, man aber jetzt Pizza anbieten möchte, dann muss es auch erkennbar sein. Und wieder geht es gedanklich zurück zu meinem Truck. Nach ungefähr zwei Jahren fiel mir auf, dass alleine die fette Aufschrift unten auf meinem Truck „Der vegetarische und vegane Foodtruck“ viele abgeschreckt hat, weil (vor allem Männer) diese Begriffe mit etwas Negativem . Mit Verzicht, mit Unmännlichkeit und was weiß ich noch alles. Manche sind eben in der Steinzeit stehen geblieben, aber das ist ok.
Wäre dieser Schriftzug da nie gestanden – ich würde darauf wetten – wäre es vielen gar nicht aufgefallen, dass es kein Fleisch gibt und sie hätten sich eher getraut. Doch so, mit dem Schriftzug, war es ein Wink mit dem Zaunpfahl.

Warum ich diesen Schriftzug nicht einfach entfernt habe?

Zugegeben, ich habe öfter mit dem Gedanken gespielt.  Aber da ich mich gedanklich zunehmend vom freien Verkauf verabschiedet habe, bei dem dieser Aspekt am stärksten reingespielt hätte, habe ich keine Notwendigkeit gesehen, da es ohnehin irgendwann richtig gut lief. Und so steht er auch heute noch auf meinem Truck. Bei den wenigen Standorten kannte man mich sowieso nach einiger Zeit und wusste, dass es eben keine grünen Blattsalate bei mir gab, sondern etwas „Richtiges“.  Und fürs Catering-Geschäft spielte es keine Rolle.

Wie sah also meine Lösung aus?

Ein komplett anderes Sortiment kam für mich nicht in Frage. Ich wollte stattdessen die Idee weiterleben, wegen der ich überhaupt ins Streetfood Geschäft eingestiegen bin. Wenn ich meine Catering-Speisekarte heute mit der von vor 6 Jahren vergleiche, hat sie sich schon einiges geändert. Sie ist wesentlich straffer, aber immer noch abwechslungsreich. Viele Gerichte sind rausgeflogen, weil sie zu aufwendig waren und/oder nur selten bestellt wurden, manche wurden etwas abgeändert und es sind ein paar neue dazugekommen. Es sind nicht ausschließlich gesunde Speisen vorzufinden, sondern auch ein paar Sachen für die Seele und den üppigeren Genuss. Dennoch haben meine Kunden das Gefühl, sie buchen ein gesundes Essen für sich und ihre Gäste/Kollegen (so zumindest das Feedback). Hätte ich nie etwas geändert, hätte ich die Schlüssel meines Trucks womöglich schon relativ früh an den Nagel hängen können. Denn am Anfang lief es, wie gesagt, nicht besonders rosig.

Fazit

Wenn du mit deinem Sortiment (unbewusst) Hardliner ansprichst, könnte ein Sortimentswechsel zu extrem überzogener negativer Kritik führen. Behalte das immer im Hinterkopf. Nichtsdestotrotz macht es manchmal Sinn, über den Tellerrand hinauszuschauen und nicht stur immer die gleiche Schiene zu fahren. Vor allem dann nicht, wenn es wirtschaftlich nicht läuft. Trau dich, auch mal etwas Neues auszuprobieren, aber sei kein Fähnchen im Wind. Wenn du dennoch etwas komplett anderes anbieten möchtest, vergiss nicht, das auch mit deiner Corporate Identity abzustimmen und diese ggf. neu zu gestalten.


Damit gelingt der Businessplan


Ich will, dass er gelingt

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