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Warum dir als Foodtrucker "zum Leben reichts" nicht reicht

23.02.2024

Eine beliebte Aussage unter Foodtruck-Neulingen lautet "Hauptsache, zum Leben reichts!" Obwohl man diese Aussage zum Teil nachvollziehen kann, ist sie dennoch falsch.
Ich erkläre dir, warum du mehr verdienen musst als "zum Leben".

Mit "zum Leben reichts" meinen Existenzgründer, dass sie mit ihrem Betrieb so viel verdienen, dass sie davon ihren jetzigen Lebensstandard finanzieren können. Meine Anfangsjahre liegen zwar schon ein gutes Stück in der Vergangenheit, aber an einen Gedanken, der mich früher immer wieder heimgesucht hat, erinnere ich mich noch, als wäre es gestern gewesen: Der Zwang, Geld zu verdienen. Gewinn zu erwirtschaften. Scheinchen stapeln. Nenn es, wie du willst.

Lass dir eins gesagt sein - mein Lebensstandard war damals alles andere als hoch. Als ich mich selbstständig gemacht habe, war ich Student. Ich lebte in einem 38 qm Schlaf-Wohn-Koch-Appartement. 550 € warm. Für Lebensmittel benötigte ich meist nicht mehr als 200 - 300 € im Monat. Ein bisschen Krankenversicherung hier, ein bisschen feiern gehen da. Mit ungefähr 1.000 bis 1.200 € im Monat war ich dabei. Vor allem aber war ich Single. Ohne Nachwuchs.

Wenn ich also damals gesagt hätte "Mit meinem Foodtruck möchte ich nur so viel verdienen, dass es zum Leben reicht," dann hätte das Geschäft auch richtig schlecht laufen können und ich wäre damit klargekommen. 

Aber wollte ich der ewige Junggeselle bleiben, der jeden Euro zweimal umdreht?

Meine Zauberformel

 

Wenn du dich selbstständig machst, gehörst du zu einer von zwei Kategorien.

Entweder, du versprichst dir von der Selbstständigkeit ein sorgloses Leben in Saus und Braus. Oder du bist eben so wenig selbstsicher, dass du dir denkst: "Hauptsache, zum Leben reichts."

Gehörst du zur ersten Kategorie wirst du in den allermeisten Fällen enttäuscht sein.

Denn ein Leben in Saus und Braus ist bei einer Unternehmensgründung erstmal so weit entfernt eine ausgewachsene amerikanische Präsidentenente von der Vernunft.

Mal davon abgesehen, dass es nur ein sehr kleiner Prozentteil schafft, mit der eigenen Geschäftsidee reich zu werden, wird kaum eine Person / ein Unternehmen tatsächlich "über Nacht" berühmt und erfolgreich.

Dem gehen in der Regel immer Jahre der harten Arbeit voraus. Jahre, in denen man wirtschaftlich am seidenen Faden hängt. Jahre, in denen man auf Zulassungen wartet.  Jahre, in denen man nur Geld reinbuttert anstatt abzuschöpfen.


Gehörst du zur zweiten Kategorie, hängst du deine Messlatte definitiv zu tief. Aber so ist das eben oft bei einer Reise ins Ungewisse. Hauptsache, ich bleibe am Leben.

Was, wenn keiner meine Idee gut findet?

Was, wenn ich zu wenige Aufträge bekomme?

Was, wenn ich Hühnchen Junior bin und der Himmel einstürzt?

Die Realität liegt irgendwo zwischen diesen beiden Kategorien. Zumindest, wenn du einerseits nicht größenwahnsinnig bist und andererseits dein Bestes gibst, damit du nicht nur gerade so über die Runden kommst.

Sterben auf Raten

Wenn du immer nur von der Hand in den Mund lebst, weil du dich mit deinem Betrieb gerade so über Wasser halten kannst, ist das wie sterben auf Raten. Denn irgendwann wird der Tag kommen, der deine Pläne durchkreuzt. Ein Tag, an dem du feststellst, dass du auf einen Schlag einen Haufen Geld benötigst.

Den du natürlich nicht hast.

Du hast ja immer nur so viel verdient, dass du damit deinen Status-Quo-Lebensunterhalt bestreiten konntest. Dein 38 qm Schlaf-Wohn-Arbeitszimmer. An diesem Tag erhältst du einen Steuerbescheid, aus dem hervorgeht, dass du einen saftigen Batzen Monetas an das Finanzamt nach- und vorauszahlen musst. Oder du erhältst eine Hiobsbotschaft. Zum Beispiel wenn dein Truck kaputt geht und du einen neuen brauchst. Oder aufgrund eines schweren Unfalls oder einer schweren Krankheit berufsunfähig wirst. Oder sogar noch schlimmer: arbeitsunfähig

Vielleicht ist es aber auch eine schöne Sache. Zum Beispiel, wenn es Familienzuwachs gibt. Doch auch der kostet Geld. Nicht wenig. 

Ich bin kein Fan der Schwarzmalerei. Aber du solltest zumindest einmal darüber nachdenken, was wäre wenn? … Denn wenn du erst im Fall der Fälle daran denkst, ist es zu spät, um sich etwas Luft zu verschaffen. Die Luft ist dann schon verbraucht.

Doch es müssen nicht immer gleich Katastrophen oder große Lebenseinschnitte sein, die dich zum Umdenken bewegen sollten. 

Zuallererst ist es doch die Selbstständigkeit an sich, die dir Hunger auf mehr machen sollte, richtig?

Wenn nicht – wieso zum Teufel hast du dann deinen "sicheren" Job gekündigt, das Risiko auf dich genommen und dich selbstständig gemacht?

Um bestenfalls genauso viel oder wenig zu verdienen wie zuvor? Ich vermute mal nicht …

Wenn du dich schon selbstständig machst, dann soll es sich auch für dich lohnen. Finanziell und qualitativ. Dein Leben sollte irgendwann besser sein als vor der Selbstständigkeit. Und nicht geprägt sein von Zukunftsängsten und der WWW-Frage (was wäre, wenn). Du solltest dir ein so dickes Polster aufbauen, dass du dir diese Frage eben nicht ständig stellen musst.

Das Foodtruck Buch für Profis und solche, die es werden wollen

Möchtest du deine Arbeit heiraten, sie ehren und pflegen bis dass der Tod euch scheidet?

"Zum Leben reichts" bedeutet im Umkehrschluss, dass du gebunden bist. Gebunden an Arbeiten, die dir vielleicht keinen Spaß machen. An Aufträge, die du eigentlich nicht machen möchtest. Klingt das nach Freiheit?

Kennst du die Redewendung "Kleinvieh macht auch Mist"? Diese Redewendung und Metapher ist dämlich. Schließlich ist Mist nicht unbedingt erstrebenswert. Mist ist Mist. Also vergiss das Kleinvieh und konzentrier dich auf die Pflanzen, die reichlich Ernte abwerfen.

Wenn du es tatsächlich schaffen solltest, dich von der Hand in den Mund bis zum Rentenalter durchzumogeln, stehst du allerspätestens dann vor einem riesen Misthaufen. Nur dass der Misthaufen eben nicht wie in der Metapher mit dem Kleinvieh für einen Berg Geld steht, sondern dass du ein eigentlich unüberwindbares Problem hast: Wie sicherst du deinen Lebensunterhalt im Alter?

Ja, die Altersvorsorge ist ein leidiges Thema. Besonders dann, wenn man noch jung ist und der Meinung, sich darüber noch keine Gedanken machen zu müssen.

Als Selbstständiger bist du (wenn du nicht einer bestimmten Berufsgruppe angehörst) nicht dazu verpflichtet, in die gesetzliche Rentenversicherung einzuzahlen. Über deren Sinngehalt lässt sich (zu Recht) streiten. Aber selbst wenn du freiwillig in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlst, dürfte es mit deinem Lebensstandard, so wie du ihn jetzt hast, im Alter schwierig werden (*außer natürlich, du möchtest für immer alleine in deiner 38 qm Mansion bleiben).

Dafür gibt es drei einfache Gründe.

Der erste Grund heißt Inflation.

Der zweite Grund heißt demographischer Wandel.

Der dritte Grund heißt Staatshaushalt.

Wird auf jeden Fall spannend, wie das alles gestemmt werden soll … wo doch jetzt schon die Löcher in der Staatskasse eher riesigen Kratern gleichen …

Ok, du könntest natürlich einfach so weiter machen, wie zuvor. Also auch mit 80 noch arbeiten. Weiterhin von der Hand in den Mund.

Aber pflegebedürftig darfst du natürlich unter keinen Umständen werden. In diesem Fall wird der Misthaufen zum Mist Everest.

 

Was du tun kannst, damit du nicht nur von der Hand in den Mund lebst und im Alter keine Pfandflaschen sammeln musst

Pauschal gesagt: Du musst zunächst dein Business optimieren.

Ich weiß, dass klingt schwammiger als die Aussage eines Fußballprofis, der zum Besten gibt: "Wir müssen alles in die Waagschale werfen, um das Maximale herauszuholen."

Businessoptimierung beginnt bereits vor dem Start und ist ein stetiger Prozess, der dich eigentlich dein ganzes Selbstständigenleben begleiten wird.

Wie du das als Food Trucker machen kannst, erfährst du z.B. in diesem Kurs oder diesem Buch.

Wachsen mit Hirn und nicht mit ADHS

Gut, dir ist klar, dass wenn du mehr Geld verdienen musst, du irgendwie auch größer werden musst. Gewinnwachstum sollte jedoch nicht zwingend mit Unternehmenswachstum gleichgesetzt werden. Also Unternehmenswachstum im Sinne von mehr Mitarbeiter.

Wenn du das machst, machst du denselben Fehler, wie viele Start-Ups, die auf Wachstum, Wachstum, Wachstum programmiert sind. Am Ende fliegt es ihnen um die Ohren, weil die Aufträge nicht mindestens im Gleichschritt mitwachsen. Oder um auch einen Blick in andere Branchen zu schauen:  Das Produkt dann doch nicht serienreif ist und / oder keine Zulassung erhält. ... Ich erinnere mich da an ein E-Auto-Unternehmen in München aus der jüngsten Vergangenheit. Ach, was wurde da geprahlt, wie schnell das Unternehmen gewachsen ist … und dann war es bankrott. Alle Kundenanzahlungen - weg. 

Heißt für dich: Du musst wachsen. Nicht die Anzahl deiner Mitarbeiter.

Also mehr lukrative Aufträge und Standorte, weniger schlechte und mittelprächtige.

Wenn dein Unternehmen eines Tages genug Gewinn abwirft, dass es nicht mehr nur zum Leben reicht, kannst du immer noch ein paar Hansel für dich arbeiten lassen.

Und apropos Gewinne.

Was macht man eigentlich mit Gewinnen, die man nicht zum Leben, für Rücklagen oder die wohlverdienten Freizeit braucht? Das ist ganz einfach: Diese Scheine bündelst du und steckst sie in eine Kaffeedose (oder legst sie wahlweise unter dein Kopfkissen). Und dann schickst du mir eine E-Mail mit deiner Adresse. Du kannst es aber auch auf deinem Sparbuch parken. Dort ist es sicher.

Wenn du aber nicht willst, dass dein Geld von der Inflation gefressen wird (oder ich meine Bande bei dir vorbeischicke), solltest du dich vor allem mit einem Thema auseinandersetzen: Finanzielle Bildung. Oder anders ausgedrückt: Geldanlage. Viele schlaue Menschen haben sehr viele schlaue Bücher darüber geschrieben. Mein Lieblingsbuch ist "Rich Dad Poor Dad" von Robert Kiyosaki.

Hand aufs Herz: Geldanlage ist nicht nur eine Möglichkeit, um kurzfristig etwas dazuzuverdienen, sondern auch die beste Altersvorsorge.

PS: Und was ist jetzt eigentlich mit den Eventualitäten?
Zum Glück kannst du dich gegen so gut wie alle Eventualitäten versichern lassen.

PPS: Du musst dir natürlich keine Sorgen machen, dass dein Verdienst, der jetzt zum Leben ausreichend ist, im Alter nicht mehr ausreicht, wenn du der Prinz aus Zamunda bist.  


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