So erstellst du den perfekten Tourplan für deine Food Truck Standorte
10.03.2025
Der freie Verkauf ist das Herzstück des Food Trucker Lebens in den ersten Jahren. Auch wenn manche aufstrebende Trucker direkt von Beginn an am liebsten ausschließlich Caterings machen würden, ist dieses Vorhaben schlichtweg nicht realistisch.
Denn insofern du nicht bereits ein etabliertes Gastro-Konzept, z.B. ein gut laufendes Restaurant, vorweisen kannst und der Food Truck nur eine Expansion darstellt, kennt dich zunächst kein Oinkoink.
Folglich wird dich auch kein Oinkoink buchen.
Du und dein Food Truck sind also nur ein Phantom.
Damit sich das ändert, musst du vor allem zwei Dinge tun: eine gute Online-Präsenz aufbauen und im im echten Leben präsent sein. Also dem Namen Streetfood alle Ehren machen, raus auf die Straße und verkaufen. Das sind die zwei wesentlichen Hebel, mit denen du deinen Bekanntheitsgrad erhöhen kannst. Wenn du es gut machst, auch so stark, dass du womöglich nicht bis in alle Ewigkeit touren musst, sondern nur noch gebucht wirst. Dass eine gute Online-Präsenz meilenweit über die sozialen Medien hinausgeht, kannst du in diesen beiden Artikeln nachlesen:
8 Gründe, warum Social Media Marketing für die Tonne ist.
Warum Social Media alleine für deine Vermarktung nicht ausreicht.
So planst du deine Tour sinnvoll
Wie du deine Tour sinnvoll planst, hängt von mehreren Faktoren ab:
- An wie vielen Tagen pro Woche kannst/möchtest du unterwegs sein?
- Möchtest du auch auf Festivals und anderen Events verkaufen?
- Wie weit entfernt ist das nächste Ballungsgebiet?
- Wie groß ich das nächste Ballungsgebiet?
Und aus den letzten beiden Fragen schlussfolgernd:
- Was geben deine potenziellen Standorte so her?
Nun kann die Standortsuche ein ziemlich nerviges und langwieriges Unterfangen sein.
Beschäftigen wir uns daher erst einmal mit der grundsätzlichen Frage:
Not old, but gold !
Wo darf man mit einem Food Truck überhaupt stehen?
Dazu habe ich vor einiger Zeit ein kleines Video gemacht, das du dir hier anschauen kannst:
Um die Kernaussagen daraus zusammenzufassen … Theoretisch darfst du natürlich fast überall stehen, wenn du die Genehmigung dafür hast. In der Praxis bedeutet es aber, es wird auf ein Privatgelände (z.B. der Hof einer Firma) hinauslaufen.
Denn an öffentlichen Standorten, z.B. in einer Fußgängerzone in der Innenstadt, verkaufen zu wollen ist zwar nicht unmöglich, aber in der Regel wenig aussichtsreich. Des Weiteren benötigst du an deinen Standorten Zugang zu einer nicht öffentlichen Toilette für dich und deine Mitarbeiter.
Damit wäre die Frage, wo du mit deinem Food Truck überhaupt verkaufen darfst, soweit geklärt. Da ploppt bei dir auch schon die nächste Frage auf:
Wo macht es überhaupt Sinn, mit einem Food Truck zu stehen?
Ich denke, hier scheiden sich die Geister.
Während viele unerfahrene Food Trucker bzw. Menschen, die einen Imbisswagen betreiben, ihr Glück vor Supermärkten und Baumärkten versuchen, wählt ein richtiger Food Trucker seine Standorte strategisch aus.
Das bedeutet, er geht dort hin, wo einerseits die Nachfrage sehr hoch ist und andererseits die Versorgungslage sehr schlecht ist. Übersetzt bedeutet das: Standorte, an denen viele zahlungskräftige Menschen Hunger haben, an denen es aber noch keine umfassenden Verpflegungsmöglichkeiten gibt.
Auch hierzu gibt es ein kleines Video aus früheren Zeiten, dass du dir in jedem Fall einmal reinziehen solltest, bevor du deinen ersten Standort auswählst, geschweige denn, ihn anfährst.
Was das im Konkreten bedeutet, habe ich dir in dieser Grafik zusammengefasst. Auch wenn sie natürlich keine pauschale Aussagekraft hat:
Was ich demnach definitiv nicht empfehlen würde, ist eine Supermarkt-Tour.
So wie man sie von den ganzen Hähnchen- oder Döner-Wägen kennt.
Da brauchst du auch keinen Wahrsager, der dir mitteilt, dass du dort einfach viel zu wenig Umsatz in einer viel zu großen Zeitspanne machen wirst.
Du brauchst Orte, an denen du ein gewisses Verlangen ausnutzen kannst. Und das sind Orte, an denen viele Menschen ihren Arbeitsplatz haben.
Alles Wichtige im Überblick mit dem
Food Truck Quick Start Guide
Mit einem Konsum bei deinem Foodtruck wollen sie sich etwas gönnen und aus ihrem vielleicht monotonen Arbeitsleben ausbrechen.
Mal davon abgesehen sind sie sicher auch hungrig.
Kennst du ja wahrscheinlich auch selbst: Du stehst früh auf, um in die Arbeit zu fahren und hast nur ein spärliches Frühstück. Und selbst wenn du nur einen Sesselpupser-Job hast, knurrt dir spätestens ab 11 Uhr der Magen.
Auf einen Punkt möchte ich aber noch einmal gesondert eingehen: die Kantinen. Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass Kantinen richtige Verkaufshemmer sind.
Der Grund dafür liegt auf der Hand. In der Regel wird eine firmeneigene Kantine bzw. das Essen in der Kantine subventioniert. Das bedeutet, wenn die Mitarbeiter dort essen gehen, zahlen sie für ihr Essen einen meist deutlich niedrigeren Preis im Vergleich zu einem Essen an deinem Food Truck.
Geh lieber an Standorte, an denen es keine Kantine gibt. Im Idealfall an Standorte, an denen es überhaupt keine anderen Speisenangebote gibt, sodass du der Alleinversorger wärst.
Das wird dich und dein Konto glücklicher machen.
Ach ja, Standorte, an denen du Standgebühren oder Provision zahlen musst, würde ich kategorisch ausschließen. Es gibt genug, an denen das nicht der Fall ist, weil sich die Menschen dort über dein Angebot freuen und eine Win-Win-Situation entsteht.
Da du jetzt weißt, wo du stehen darfst und was einen guten Standort auszeichnet, kann es so langsam ans Eingemachte gehen: die Akquise deiner Standorte.
So recherchierst du deine Food Truck Spots richtig
Ok, ok. Jetzt hast du es raus, wo du theoretisch stehen solltest, aber du weißt noch nicht konkret, welche Firma oder dergleichen es werden soll. Also machst du dich an die Recherche.
Dafür bieten sich dir zwei Optionen:
- Option 1: Du durchforstest die Internet-Auftritte dir bekannter Food Trucks aus deiner Umgebung, schaust, wann diese wo stehen und findest Lücken. Behilflich können dir dabei auch Apps sein, die dir diese Standorte mit wenigen Klicks aufzeigen, wie z.B. Food Trucks United oder Foodtrucks Deutschland.
Aber mach dir bewusst, dass du dabei immer nur Plätze entdeckst, die bereits bearbeitet werden und womöglich auch schon etwas gesättigt sind.
Wenn z.B. an Standort XY schon jeden Tag ein Foodtruck – oder noch schlimme: mehrere Food Trucks stehen, dann wirst du dort mit großer Wahrscheinlichkeit nicht den Absatz erzielen, den du an einem Standort, auf den die Standortkriterien zutreffen, der aber noch nie von einem Foodtruck angefahren wurde, erzielen könntest. Und dafür bietet sich Option 2 an.
- Option 2: Du durchforstest das Internet und Google Maps nach großen Gewerbegebieten und Gegenden mit vielen Bürokomplexen, die du nicht bei Option 1 gefunden hast. Vielleicht kennst du aber auch selbst schon so einen Standort aus deiner näheren Umgebung und weißt, dass dort keiner steht.
Das logische Vorgehen wäre also erst Option 1, dann Option 2. Und bestmöglich richtest du deinen Tourplan nach Option 2-Standorten aus.
Klingelputz oder Callcenter?
Hast du erstmal die Liste deiner potenziellen Standorte beisammen, musst du diese klarmachen.
Glaub mal nicht, dass wenn du fünf Wochentage besetzen möchtest, dir fünf potenzielle Standorte ausreichen. Du wirst eher 20 brauchen, um am Ende fünf zu ergattern. Denn nicht jeder lässt sich für deine Idee begeistern.
Mal heißt es kein Bedarf, mal sind die Leute, die entscheiden, ob du kommen darfst oder nicht, einfach dämlich, mal kommst du zu der Person, die das entscheidet, gar nicht durch.
Die Akquise deiner Standorte wird also mit Garantie der nervigste Teil deiner Tourplanung.
Um deine Standorte klarzumachen, hast du wieder verschiedene Möglichkeiten:
- Du rufst an
- Du schreibst eine E-Mail
- Du ziehst ein Batman-Kostüm an, fährst hin und sagst "Hier bin ich"
Vermutlich würde ich alle drei Optionen miteinander verbinden. Also zuerst anrufen, damit deine Mail an info@riesenfirma.de überhaupt in die richtigen Hände gelangt und nicht versandet, sondern bei der richtigen Person landet und nicht bei einer genervten Office-Managerin, die lieber den Zeiger der Wanduhr beobachtet, bis Feierabend ist.
Und dann würde ich ein persönliches Treffen vereinbaren, um den Deal perfekt zu und sich mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut zu machen.
Kläre bei diesem Treffen vor allem folgende Fragen:
- Wie kommst du auf das Gelände (gibt es Schranken oder dergleichen)?
- An welchem Punkt des Geländes darfst du stehen?
- Woher beziehst du Strom?
- Wen kannst du anrufen, wenn es Probleme gibt (z.B. Hausmeister)?
So läuft an deinem ersten Tag dort nichts schief.
Das ist der Rhythmus deines Lebens
Zu guter Letzt gilt es festzulegen, in welchem Rhythmus du deine verschiedenen Standorte anfahren möchtest.
Grundsätzlich gibt es hier kein richtig und falsch und hängt immer vom Einzelfall ab.
Einmal pro Woche oder einmal in zwei Wochen halte ich persönlich für einen sinnvollen Rhythmus.
Alles darunter ist womöglich zu selten, um dich immer auf dem Schirm zu haben. Alles darüber womöglich zu viel, um sich dich immer leisten zu können und noch richtig Bock darauf zu haben.
Kommst du nur einmal im Monat, ist es mit der kognitiven Koordination schwierig. Denn wenn du z.B. einen ein- oder zweiwöchigen Rhythmus hast, dann koppelst du das ganz einfach an einen Wochentag. Beispielsweise kommst du dann jede Woche Dienstag oder alle zwei Wochen mittwochs. Bei einmal im Monat kannst du deinen Verkaufstag natürlich auch an einen Wochentag koppeln, z.B: immer der erste Montag im Monat. Das erschwert es für deine Kunden jedoch deutlich, dich immer auf dem Radar zu haben. Denn der erste Montag im Monat kann theoretisch der 1., 2., 3., 4., 5., 6. oder 7. Kalendertag eines Monats sein. Da gerät man als Food Truck schon einmal in Vergessenheit. Und wie siehts aus, wenn der erste Montag im Monat ein Feiertag ist? Kommst du dann in diesem Monat gar nicht oder am zweiten Montag? Und was, wenn am zweiten Montag im Monat schon ein anderer Foodtruck kommt? Doof, oder?
Daher würde ich maximal einen 2-Wochen-Rhythmus festlegen mit Tendenz zum wöchentlichen Rhythmus. Das bleibt einfach am besten im Kopf: Ah, der Grüne Sepp kommt jeden Donnerstag.
Natürlich solltest du auch bedenken, ob deine Kunden jede Woche Bock auf dieselben Speisen haben. Was hier definitiv Abhilfe schaffen kann, sind Wochengerichte oder gar ein wöchentlich komplett wechselndes Angebot. So habe ich es jahrelang gehandhabt und es hat gut funktioniert. Die Umsätze aus dem Mittagsgeschäft von früher reichten zwar nicht annähernd an die der Caterings, die ich heute umsetze, heran.
Aber wie eingangs erwähnt: Am Anfang kennt dich niemand. Und die Tour ist nur der Türöffner für dein Catering-Business.
Oder hast du Bock, dich auch noch in fünf Jahren zur Rush Hour von Standort zu Standort zu krebsen?
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